In der Welt der Unternehmenskommunikation und im kreativen Bereich kommt es immer wieder vor, dass man auf schwierige oder unverschämte Kunden trifft oder mit gleichem Verhalten bei Kollegen und Kolleginnen umgehen muss. Unangemessene Kommentare, überzogene Forderungen, übergriffiges Eingreifen in Arbeitsbereiche oder nicht-transparente Kommunikation können schnell zu einer echten Herausforderung werden – gerade für Kommunikationsprofis, die gewohnt sind, den Dialog professionell und freundlich zu führen. Doch wie bleibt man souverän und setzt gleichzeitig klare Grenzen?

1. Ruhe bewahren und professionell bleiben

Der erste Impuls, auf eine unverschämte Bemerkung mit Ärger oder Verteidigung zu reagieren, ist völlig menschlich. Doch als Kommunikationsprofi gilt es, diesen Reflex zu unterdrücken und ruhig zu bleiben. Wut oder Frustration führen selten zu konstruktiven Lösungen und verschärfen die Situation oft nur weiter. Hier hilft es, tief durchzuatmen, den anderen erst einmal sein zu lassen und im besten Fall die eigenen Emotionen sachlich zu bewerten. Denn oftmals verleiten uns Stress und Emotionen dazu, kopflos zu reagieren oder das Verhalten anderer so stark auf uns selbst zu projizieren, dass uns die erfahrene „Ungerechtigkeit“ stunden- oder tageweise beschäftigt.

Ein wichtiger Erfahrungswert: Oftmals ist es Menschen im Business-Kontext gar nicht bewusst, dass sie gerade andere „verletzen“ oder emotional bedrängen. Zu 90 % geht es in der aktiven beruflichen Kommunikation darum, sich selbst zu profilieren und gegenüber den anderen zu behaupten. Daher fällt es vielen Menschen im Beruf schwer, Schwächen oder Fehler zuzugeben. Das führt leider oft zu einer eher aggressiven oder Schuld zuweisenden Kommunikation, statt einer sachlich-konstruktiven.

2. Grenzen setzen – freundlich, aber bestimmt

Es ist wichtig, unverschämtes Verhalten nicht einfach zu akzeptieren. Als Profi darf und sollte man klare Grenzen setzen. Trotzdem fällt das oft schwer, besonders als Frau. Der Schlüssel liegt darin, Grenzen auf eine respektvolle, aber bestimmte Weise zu setzen. So bleibt das Gespräch sachlich, und du verlierst nicht die Kontrolle über die Situation.
Beispiel: Wenn ein Kollege in einem Meeting herablassende Kommentare macht, könntest du ruhig, aber bestimmt sagen: „Ich verstehe, dass Sie unzufrieden sind, aber ich bitte Sie, einen respektvollen Ton zu wahren, damit wir gemeinsam eine Lösung finden können.“ Allerdings ist die Wahrheit, dass Personen, gerade in Führungsposition, oft noch aggressiver auf „Zurechtweisungen“ jeder Art reagieren, egal wie professionell oder sachlich man sie verpackt. Manchmal ist daher der subtil-indirekte Weg der bessere – nämlich die Gesprächsführung ungezwungen an sich nehmen und auf den Kern des Gesprächs oder Meetings zurückführen.

3. Den eigenen Selbstwert bewahren

Unverschämte Kommentare oder Forderungen können schnell an den eigenen Nerven zerren und das Selbstwertgefühl ankratzen. Gerade in kreativen Berufen, in denen persönliche Arbeit oft auch emotionalen Einsatz bedeutet, kann negative Kritik oder unangemessenes Verhalten tief treffen. Doch es ist wichtig, zu verstehen, dass solche Angriffe oft wenig mit der Arbeit und mehr mit der Persönlichkeit des Gegenübers zu tun haben.
Tipp: Mache dir bewusst, dass unverschämtes Verhalten des Gegenübers keine Aussage über deine Kompetenz oder dein Können ist. Halte an deinem Selbstwert fest und erinnere dich daran, dass du als Profi stets sachlich und respektvoll bleibst, auch wenn andere das nicht tun.

4. Gespräch beenden, wenn nötig

In einigen Fällen hilft es, das Gespräch zu unterbrechen oder zu beenden, wenn es zu unverschämt wird. Es gibt keinen Grund, sich respektlosen oder unangemessenen Verhalten auszusetzen. Indem du dem Gespräch ein Ende setzt oder eine Pause einlegst, kannst du dich und deine Grenzen schützen. Beispiel: Wenn die Situation eskaliert, könnte man  sagen: „Ich merke, dass wir im Moment nicht weiterkommen. Lassen Sie uns das Gespräch später fortsetzen, wenn wir eine sachliche Lösung finden können.“ Das gibt Zeit, um die Situation zu deeskalieren und mögliche Alternativen zu entwickeln.

5. Unterstützung suchen

Manchmal reicht es nicht aus, das Problem allein zu lösen. Wenn ein Kollege oder Kunde sich wiederholt unverschämt verhält, kann es notwendig sein, das Thema auf eine höhere Ebene zu bringen oder Unterstützung bei Vorgesetzten zu suchen. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Teil der professionellen Konfliktbewältigung.
Tipp: Dokumentiere unverschämtes Verhalten und sprich im Zweifelsfall mit einem Vorgesetzten oder HR-Manager, um weitere Schritte abzuklären. In Fällen von toxischem Verhalten ist es wichtig, dass das Problem ernst genommen und bearbeitet wird.

 

Fazit: Souverän und professionell durch schwierige Situationen

Als Kommunikationsprofi ist der Umgang mit unverschämten Kunden oder Kollegen sicherlich eine der schwierigeren Aufgaben. Doch genau in solchen Momenten zeigt sich wahre Professionalität. Hier hilft tatsächlich nur, sachlich und bestimmt zu bleiben, die eigenen Emotionen zu hinterfragen, klare Grenzen zu setzen und notfalls die Zusammenarbeit zu beenden. Jede weniger man sich als Profi emotional involviert, desto höher steigt die Achtung der Gesprächspartner. Missachten sollte man auch nicht geschlechterspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung – aber das ist Thema für einen separaten Beitrag ;).